Wir möchten finanziell unabhängig werden - ein Einblick in unsere Finanzierungsstruktur

Es kommt immer wieder vor, dass wir um Spenden und finanzielle Unterstützung bitten. Vielleicht fragen sich manche von Euch, warum wir nicht wirtschaftlicher arbeiten und uns über unsere Einnahmen durch den Verkauf von Möbeln, Fahrradaufbauten und Co. finanzieren oder warum wir nicht einfach einen Kredit aufnehmen?

Wir möchten in diesem Beitrag erklären, warum dies nicht so einfach ist und warum wir auf Drittmittel angewiesen sind.


Zur Unternehmensform

Wir, die [p3]-Werkstatt sind eine gemeinnützige GmbH (gGmbH). Die gGmbH ist eine Sonderform der GmbH, die ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke verfolgt und deshalb steuerliche Vorteile genießt, so fallen z.B. keine Körperschafts- und Gewerbesteuer, Erbschaftssteuer oder Solidaritätszuschlag an. Außerdem gilt der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent. Die gGmbH ist für Unternehmen, die gemeinnützige Ziele verfolgen und dies in ihrer Satzung fest verankern.


Abhängigkeit von Drittmittelgebern

Es gibt allgemeine Gründe, warum eine gGmbH auf Drittmittelgeber angewiesen ist, die auch für uns zutreffend sind:

1. Fehlende Gewinnorientierung:

Als gGmbH ist das Hauptziel nicht die Gewinnmaximierung, sondern die Erfüllung einer gemeinnützigen Mission. Dies bedeutet, dass die Einnahmen oft nicht ausreichend sind, um alle Aktivitäten und Projekte zu finanzieren.

Bei p3: Bei uns steht die Aus- und Vorausbildung von Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung im Mittelpunkt unseres Handelns. Dabei sind wir Firma und Schule an einem Ort. Menschen können hier fachpraktische Fertigkeiten erwerben, aber auch Deutsch und Mathe lernen und sind so bestens vorbereitet für die Ausbildung oder den Arbeitsmarkt hier in unserer Region. Das bedeutet, dass wir sehr viel in die Menschen investieren: Zeit, Materialien etc.. Auf dieser Basis bieten wir exklusive Holzmöbel, innovative Produkte im Bereich nachhaltige Mobilität und hydroponische Möbel an: Diese Produkte bauen wir ausschließlich zu dem Zweck der Ausbildung, denn eine Ausbildung setzt voraus, das Produkte gebaut werden.

2. Soziale Verantwortung: Die gGmbH übernimmt oft soziale Verantwortung und hilft bei der Lösung von sozialen, ökologischen oder gesellschaftlichen Problemen. Diese Aufgaben erfordern finanzielle Unterstützung, um wirksam umgesetzt zu werden.

Bei p3: Wir verstehen uns als das fehlende Puzzlestück in der Arbeitsmarktintegration zwischen der herausfordernden Situation der Geflüchteten, dem Arbeitsmarkt, und letztendlich zur Gesellschaft! Mit unserer Arbeit bereiten wir die jungen Fachkräfte für einen Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt vor. Zu uns kommen in der Regel Menschen, die noch keinen Platz auf dem Arbeitsmarkt haben. Wir sind aber davon überzeugt und können dies auch belegen, dass durch unser Invest dieser Schritt erfolgreich gelingt.

3. Mehr Bedarf als Einnahmen: Oft gibt es einen höheren Bedarf an Dienstleistungen und Unterstützung in der Gemeinschaft, als die Organisation aus eigenen Einnahmen decken kann. Externe Mittel sind notwendig, um diese Lücke zu schließen.

Bei p3: Aktuell haben wir 6 Azubis und 5 EQler, die fast 50% unserer gesamten Mitarbeiter ausmachen. Dies unterstreicht deutlich den Fokus unserer Arbeit. Uns ist wichtig, dass jeder von ihnen die Möglichkeit bekommt, so viel wie möglich zu lernen und Verantwortung übernehmen zu können. Sei es im Team oder bei der Fertigung unserer Produkte. Dies ist nur möglich, wenn viel Zeit, Geduld und Akzeptanz von Fehlern in ihr Anleiten fließt. Dies hat bei unseren Anleitern Priorität. Zusätzlich gibt es bei uns einen Festangestellten, der die gesamte pädagogische Begleitung übernimmt. Hier fließen zusätzlich viele Stunden in Bürokratie, Abstimmungen mit Behörden & Ämtern, psychologische Unterstützung, Lehren im Rahmen der p3-Schule, Anschlussfindung und vieles mehr - damit schaffen wir die Grundlagen, um den Weg der Ausbildung möglich zu machen.

Wir sind ein junger Betrieb, in einem Umfeld, der umfassende Startinvestitionen benötigt: Es müssen nicht nur Produkte entwickelt, sondern auch Maschinen und Werkstattinfrastruktur gekauft, Sicherheitsaspekte beachtet sowie Betriebsmittel aufgefüllt werden. Dies benötigt zum Start eine große Summe an finanziellen Ressourcen, die nicht durch den Cash-Flow gedeckt werden können.


Warum ist es schwer, als gemeinnützige GmbH Kredite zu bekommen?

  • Fehlende Sicherheiten: Gemeinnützige Organisationen haben oft begrenzte Vermögenswerte oder Sicherheiten, die als Sicherheit für einen Kredit dienen können, was die Kreditvergabe erschwert.

  • Nicht-gewinnorientiertes Geschäftsmodell: Banken und Kreditgeber sind darauf ausgerichtet, Kredite an Unternehmen zu vergeben, die einen Gewinn erwirtschaften. Gemeinnützige Organisationen verfolgen jedoch soziale Ziele und sind nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet, was Kreditgeber zögern lässt. Jedoch benötigen wir Gewinne, um Kredite bedienen zu können, was schnell konträr zu den ideellen Zielen sein kann. Wir sind ein Social Business und demnach nicht nur abhängig von Spenden und Zuschüssen, sondern generieren Einnahmen im Zweckbetrieb, z.B. durch die Herstellung und den Verkauf von Möbeln. Dies macht es zum Teil für Außenstehende schwer nachvollziehbar, warum wir dennoch von Zuschüssen abhängig sind. Zudem ist unser Geschäftsmodell komplexer: wir bringen ja nicht nur Produkte auf den Markt und verkaufen diese, wie es normale Unternehmen machen, sondern integrieren diese in unsere sozialen Ziele. Komplexität ist beim Aufbau eines Unternehmens immer ein Risikofaktor, was zum nächsten Punkt führt.

  • Höhere Risikoeinschätzung: Aufgrund des nicht-gewinnorientierten Charakters und der Abhängigkeit von Spenden und Zuschüssen sehen Kreditgeber gemeinnützige Organisationen oft als riskanter an, was zu höheren Zinsen oder Ablehnungen führen kann.

  • Mangelnde Liquidität: Gemeinnützige Organisationen haben oft unregelmäßige Einnahmen (Projektmittel) und müssen ihre Mittel für langfristige Projekte oder langfristige Ziele binden, was ihre Liquidität einschränken kann. 


Finanzstruktur 2022|23

Unsere aktuelle Aufteilung der Mittelherkunft zeigt, dass wir zu 39% abhängig von Drittmittelgebern sind. Demnach sind schon jetzt die Verkäufe im Zweckbetrieb unsere wichtigste Einkommensquelle. Zudem setzen wir Projekte im Zweckbetrieb um: hier finanzieren Drittmittelgeber den Bau von Produkten im Zweckbetrieb. Die Produkte werden dann nutzenden Organisationen übergeben. Für uns sind diese Projekte wie Aufträge. Beispiele kannst Du dem Blogbeitrag entnehmen. Zuschüsse Ideell sind konkrete Zuschüsse für unseren Vor-/Ausbildungsbereich, damit ermöglichen wir z.b. (Sprach-)Unterricht, sozialpädagogische Begleitung (inkl. Überwältigung bürokratischer Hürden), praktische Übungsmodule oder Maschinenkurse. Hier spielen insbesondere Privatleute eine wichtige Rolle. Die Lohnzuschüsse für die Teilnehmer der Einstiegsqualifizierung erhalten wir von der Bundesagentur für Arbeit.  

 
 
 

 
 
  • Maschinelle Infrastruktur / Investitionsdefizit: Aufgrund infrastruktureller Veränderungen müssen wir einen Großteil der Maschinen, die aus einer geteilten Nutzung stammen, dem Vorbesitzer abkaufen. Daher sehen wir uns mit einer großen Investitionssumme konfrontiert und sind auf der Suche nach Maschinenpaten. Mehr dazu bald in unserem Blog.

  • Falsche Außenwahrnehmung durch Kreditinstitute: da das Vertrauen in ein Sozialunternehmen oft nicht besteht, um Produkte erfolgreich am Markt platzieren können.

  • Kurzfristigkeit / kurze Planungszeiträume bei Projektförderungen: es gibt Einreichungsfristen für Förderanträge und meist liegen 6-10 Monate zwischen der Antragsstellung und des Projektbeginns. Die Projektlaufzeit muss vorab festgelegt werden, obwohl zu dem Zeitpunkt der Einreichung z.B. personelle Ressourcen noch nicht definiert werden können.

  • Hoher Zeitaufwand & bürokratische Anforderungen für Drittmittel: für einen Projektantrag müssen Konzept, Zeitplan und Finanzierungsplan schon sehr detailliert feststehen und niedergeschrieben werden. Hierbei gehen wir in Vorleistung für das Fundraising für solche Mittel, z.B. durch die Arbeitsleistung, für die erst später bzw. im Falle einer Ablehnung, kein Geld fließt. Das kann zur Folge haben, dass man viel investiert und keine Gegenleistung erhält. Je nach Förderumfang müssen Zwischen- und umfangreiche Abschlussberichte geschrieben werden.

  • Unattraktives Thema - Männer mit Fluchterfahrung zwischen 20-30 Jahren: wir stellen immer wieder fest, dass hier Vorurteile die Emotionalität & Spendenbereitschaft hemmen.

  • Falsche Annahmen der Arbeitsmarktintegration:  viele gehen davon aus, dass die Arbeitsmarktintegration eine staatliche Aufgabe ist und deshalb keinen Förderbedarf von Unternehmen wie uns sehen. Unsere nun seit 5 Jahren bestehende Arbeit bestätigt jedoch, dass diese Annahme unzutreffend ist und es Unternehmen wie uns oder Initiative bedarf, die eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration von jungen Menschen mit Fluchterfahrung unterstützen.  

  • Multiproblemlagen bei unseren Teilnehmenden: die EQler sehen sich verschiedensten fundamentalen Herausforderungen konfrontiert (Arbeitsmarkt, gesellschaftliche Integration, Sprache, Wohnungssituation, Trauma etc.)  – wir lösen verschiedene Problemlagen an einem Ort.


Angestrebte Finanzstruktur

Unser Ziel ist es, die Abhängigkeiten zu minimieren und allein aus den Verkäufen aus dem Zweckbetrieb, also den Verkäufen von Möbeln oder Fahrradanhängeraufbauten erfolgreich zu wirtschaften.

 
 

 

Werde Unterstützer

Um die Herausforderungen zu überwinden und unsere angestrebte Finanzstruktur zu erreichen, benötigen wir Partner, die mit uns gemeinsam die Schritte zum Ziel gehen. Werde Unterstützer, damit wir das machen können, was uns bei [p3] am wichtigsten ist: Ausbilden.

 
 

“Wir sind von Social Business überzeugt, und glauben, dass es möglich ist, soziale und ökologische Ziele zu erreichen, ohne dabei auf Zuschüsse angewiesen zu sein.”

- David Rösch, Geschäftsführung

 
Rahel PaasComment